Herzlichen Glückwunsch – du wurdest zum Vorstellungsgespräch eingeladen! Du darfst dich freuen – und dich darauf vorbereiten! Auf Bewerbungsgespräche kann man sich ziemlich gut vorbereiten. Natürlich weißt du nicht 100%ig, was dich erwartet, aber 90%ig schon. Du kannst dich über die Stelle und das Unternehmen informieren. Du solltest wissen, was du möchtest und was du kannst. Wenn du dir da nicht klar bist, bereite dich vor – zum Beispiel auf die Fragen nach deiner Persönlichkeit und deinen Stärken.
Welche Fragen stellen Personaler, um deine Stärken herauszufinden?
Die Frage nach den Stärken ist nicht immer so offensichtlich, wie man denkt. Es gibt verschiedene Taktiken, mit denen Personaler versuchen herauszufinden, wie du tickst und was du gut kannst:
- Nennen Sie bitte Ihre drei größten Stärken.
- Warum glauben Sie, dass Sie der perfekte Kandidat für diese Stelle sind?
- Wie würden Ihre Freunde oder Familie Sie beschreiben?
- Nennen Sie bitte drei positive Dinge, die Ihr ehemaliger Chef über Sie sagen würden?
- Nennen Sie bitte ein Beispiel, wann Sie überdurchschnittliches erreicht haben!
- Worauf sind Sie besonders stolz?
Solche und ähnliche Fragen werden gerne in Vorstellungsgesprächen gestellt, um dich und deine Arbeitsweise kennenzulernen.
Welche Stärken kommen gut an?
Welche Stärken gut ankommen, hängt stark von der Stelle ab, auf die du dich bewirbst. Wenn du dich z.B. als Buchhalter bewirbst, ist die Stärke Detailorientierung sehr wichtig. Da kann es dir sogar zum Verhängnis werden, wenn du diese oder eine verwandte Stärke nicht erwähnst. Bei der Bewerbung als Geschäftsführer eines großen Unternehmen ist die Stärke Detailorientierung wahrscheinlich eher nicht angebracht, da es dort wichtiger ist, den Überblick zu behalten und auch schnell Entscheidungen treffen zu können, wenn nicht alle benötigten Informationen zur Hand sind. Aber auch das hängt von der Branche und vom Unternehmen ab.
Die Stärken, die vermeintlich gut ankommen, zu nennen, funktioniert jedoch nur, wenn es auch wirklich deine Stärken sind. Wenn du sagst, dass du sehr detailorientiert bist, dies aber nicht stimmt, merken deine Gegenüber das Bestenfalls im Gespräch schon und senden dir eine Absage zu. Im schlimmsten Fall stellen sie dich ein und du bekommst sehr detailorientierte Aufgaben. Das führt zu Frustration auf beiden Seiten – deiner und der des Unternehmens.
Sich nur auf die Stärken zu konzentrieren, die deiner Meinung nach zur Stelle passen, rate ich dir auch nicht. Das können alle anderen Bewerber nämlich auch. Es sollte auch immer eine persönliche Note dabei sein. Konzentriere dich dabei auf deine größten Stärken und wie sie dir und dem Unternehmen in dieser Stelle nützen. Deine größten Stärken kannst du nämlich am Überzeugendsten und am Authentischsten vermitteln. Es ist besser, nur Stärken zu nennen, die zu dir passen, als nur Stärken zu nennen, die zur Stelle passen.
Welche Stärken kommen nicht gut an?
Wie im vorigen Abschnitt schon erwähnt, kommen Stärken, die überhaupt nicht zur Stelle ODER überhaupt nicht zu dir passen, nicht an.
Es gibt jedoch darüber hinaus einige Stärken, die ich dir nicht rate zu nennen:
- Pünktlichkeit
- Zuverlässigkeit
- Hilfsbereitschaft
- Flexibilität
Warum rate ich dir davon ab? Wenn ich Neukunden frage, was ihre Stärken sind, sind das die meistgenannten Stärken. Wer nicht weiß, was er sagen soll, nennt diese Stärken – im Normalfall. Damit langweilst du die Personaler. Außerdem werden diese Stärken vorausgesetzt. Es wird von dir erwartet, dass du pünktlich zur Arbeit kommst, dass du deine Kollegen unterstützt und auch ab und an mal einspringen kannst. Mit diesen Stärken kannst du dich nicht von anderen abheben.
Noch ein paar Worte zur Flexibilität: mach dir bewusst, was das bedeutet. Wenn du sagst, dass du flexibel bist, kann man das so interpretieren, dass du zu jeder Zeit an jedem Ort jede Aufgabe übernehmen würdest. Ist das wirklich so? Bei den meisten ist das nicht der Fall.
Wenn du nicht weißt, welche Stärken man stattdessen nennen kann, schau hier in der Liste nach.
Wie formuliere ich meine Stärken?
Dazu ein Beispiel: Zwei Bewerber bekommen unabhängig voneinander die Frage stellt: “nennen Sie bitte Ihre drei größten Stärken.”
Bewerber A sagt: “Ich bin teamfähig, kreativ und kundenorientiert.”
Bewerber B sagt: “Ich arbeite besonders gut mit anderen zusammen. In meinem jetzigen Job arbeite ich in einem Team von 5 Personen. Wir haben zwar jeder seinen eigenen Arbeitsbereich, aber die sind so eng verzahnt, dass wir uns mindestens täglich abstimmen müssen. Dazu haben wir extra ein morgendliches Meeting eingerichtet. Ich brauche das – dann weiß ich, ob ich das Richtige tue oder mich gerade in einer Idee verrenne. Die anderen geben immer gutes Feedback und wir stimmen die weiteren Prozesse zusammen ab.
Gerade im Kundengespräch und in der Planungsphase hab ich immer zigtausend Ideen, was man alles machen kann. Die Kunden sind davon echt begeistert. Zum Beispiel hab ich mal ein Akquisegespräch mit einem Kollegen geführt und der Kunde wäre fast abgesprungen. Da habe ich als letzte Rettung einfach mal Ideen gesprudelt, was man alles machen kann – das fand er so toll, dass er geblieben ist.
Kundengespräche liegen mir sehr – meine Kollegen schicken gerne mich, um mit schwierigen Kunden zu sprechen, weil die sich bei mir am meisten verstanden und ernstgenommen fühlen. Ich würde also sagen – ich bin teamfähig, kreativ und gut in Kundengesprächen. “
Beide haben die gleichen drei Stärken. Wen würdest du einstellen? Ich auf jeden Fall Bewerber B.
Bewerber B bringt seine drei Stärken sehr anschaulich in den Kontext. Er nennt konkrete Beispiele, die Bilder im Kopf des Zuhörers erzeugen. Ein bisschen Humor ist auch dabei. Solche Geschichten bleiben wesentlich besser im Gedächtnis als die Nennung von drei Wörtern. Es ist gar nicht so wichtig, dass du deine Stärken benennst. Wichtiger ist eigentlich, dass im Kopf des anderen ein Bild von dir als Person entsteht – ein möglichst positives, authentisches Bild.
Du möchtest gern mehr über deine Stärken lernen und wie du sie im Vorstellungsgespräch einsetzen kannst? Dann komm zum nächsten Seminar Stärkenfinder!